Den Blick über das Wasser schweifen lassen und die Natur hautnah erleben. Ist das Leben auf einen Wohnschiff nur etwas für Romantiker oder kühne Aussteiger? Und warum kommt ein Schiff selten allein?
Bleiben wir beim Blick, stellt man eines fest: Damit dieser traumhafte Blick aufs Wasser stets ungetrübt bleibt, müssen die Fenster nicht nur von innen, sondern auch von außen geputzt werden. Und das ist gar nicht so einfach, denn einige der großflächigen Schiebe- und Faltschiebeelemente sind nur von der Wasserseite erreichbar.
Unsere Lösung bisher war eine akrobatische Balance-Übung vom Kanu aus, die stets auch hohe Konzentration erforderte, wollte man nicht baden gehen.
Um den Zeitaufwand von gut einer Stunde zu reduzieren, entstand trotzdem der Wunsch nach einer stabileren schwimmenden Plattform, von der aus gearbeitet werden kann.
Es gibt noch weitere Begebenheiten, die ein Wohnschiff von einem gewöhnlichen, an Land gebauten Ferienhaus unterscheidet: Die äußere Hülle besteht aus Stahl und kommt mit salzhaltigem Wasser und Luft in Kontakt - beste Bedingungen für Korrosion, auch Rost genannt.
Um das zu vermeiden, muss regelmäßig die Außenanstriche erneuert, Stahldicken gemessen und alle 5 Jahre ein neues Schwimmfähigkeitszeugnis ausgestellt werden. Und dafür muss die 85 Tonnen schwere Störtebeker aus dem Wasser genommen werden, in der Schiffswerft Barth.
So geht es dann den Prerow Strom entlang bis zur Meiningenbrücke. Hier lauert auch schon das erste Nadelöhr. Die relativ schmale Behelfsklappbücke und die historische Drehbrücke müssen aus einer Kurve angefahren werden. Zudem herrschen hier je nach Windrichtung starke Strömungen, denn der Meiningenstrom ist die einzige Verbindung zwischen dem Barther Bodden, und damit der Ostsee, und allen Boddengewässern Richtung Ribnitz Damgarten. Danach geht es weiter an Zingst vorbei und dann über den Barther Bodden in den geschützten Stadt Hafen von Barth. An dessen West-Becken liegt die Schiffswerft Barth, die seit 150 Jahren dort ihren Standort hat.
Langsam reifte die Idee, einen eigenen kleinen Schlepper zu kaufen. Das sollte im Nebeneffekt durch den Erwerb der erforderlichen Führerscheine auch zu einem fundierteren Seefahrtswissen führen, an dem es bis dahin noch haperte.
Dank verschiedener Internetportale sind wir auf die traditionelle und sehr verbreitete holländische Schleppschiff-Szene aufmerksam geworden. Schnell war ein geeignetes Schiff gefunden. Mit 7,5m Länge und 2,2m Breite ist dieser Schlepper schön kompakt und hat nur 0,6m Tiefgang, genau wie die Störtebeker auch. Damit ist das Schiff bestens geeignet für die flachen Boddengewässer rund um Fischland-Darss-Zingst. Zudem hat der Kornuit, wie dieser Schlepper heißt, die wunderschöne Form des Bakdekkers. Kornuit ist ein altmodischer holländischer Begriff für Kumpel. Das passt, denn der Kornuit ist Baujahr 1922 und war ursprünglich ein Hafenschlepper in Amsterdam.
Der Reisebericht der Überführung des Schleppers aus Acquoy sur Linge (Süd Holland) zunächst nach Hamburg folgt hier alsbald,